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Papier und Grafik

Bilderrahmen Bergmann - konservatorische Einrahmung

Durch konservierende Bildeinrahmung künstlerische Arbeiten auf Papier und Grafiken stabilisieren und erhalten.

Papier ist ein äußerst vielseitiger Werkstoff. Im Laufe der Geschichte wurde Papier in unterschiedlichen Kulturen auf sehr vielfältige Weise genutzt. Papier [abgeleitet vom griechischen „papyros“] wird aus Pflanzenfasern hergestellt, die verfilzt, verleimt und gepresst werden. Soweit so gut. Aber warum gilt die Papierrestauration als eines der schwierigsten Fächer in der Restaurierung?Um diese Komplexität zu verstehen, müssen wir einen kurzen Rückblick auf die Geschichte werfen:

Genauso zahlreich, wie die historischen Verwendungszwecke waren, waren auch die Herstellungsmethoden. In Europa war bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts vor allem die Herstellung aus Hadern (Lumpen aus Flachs oder Hanf) vorherrschend. Papiere aus Hadern herzustellen ist aufwendig und teuer. Sie haben aber eine wesentlich längere Haltbarkeit. Skizzen alter Meister auf Hadernpapier können deshalb paradoxerweise in einem besseren Zustand (gemessen an ihrem Alter) sein, als Zeichnungen auf jüngerem Papier. Wie kommt das?

Mit der Erfindung und Herstellung von Papier aus Holzwerkstoffen und der entsprechenden maschinellen Massenproduktion wurde neben der Zellulose aus Holz auch auf synthetische Verleimung (z.B. mit Alaun) zurückgegriffen. Alles, um den wachsenden Bedarf an billigem Papier zu decken.

Natürlicher Bestandteil von Holz ist Lignin, ein Stoff, der in der Pflanze für die Festigkeit verantwortlich ist, im Papier im Zusammenhang mit Kunstwerken aber zu einigen „Nebenwirkungen“ führen kann. Prinzipiell unterscheidet man zwischen Holzstofffreiem Papier und Holzschliffpapier. Um holzstofffreies Papier zu erzeugen, hat die Industrie ein Verfahren entwickelt, bei dem während der Zellulose-Produktion Lignin entfernt, und die Zellulose anschließend gebleicht wird. Eine Alternative sind Papiere aus Baumwollhadern, die nach wie vor produziert werden. Ligninhältiges Papier – auch Holzschliffpapier genannt – vergilbt schneller und ist neben anderen Faktoren wie z.B. UV-Licht oder Wärme für die schnellere Alterung von Papier verantwortlich. Die Chemische Reaktion von Alaun mit dem Wasseranteil aus der Luft treibt zusätzlich die Versäuerung von Papier voran. Damit wird Papier zunehmend spröde und brüchig.

Aus diesem Grund ist Holzschliffpapier grundsätzlich nicht geeignet für langlebigere Kunst und Bücher. Viele Künstler griffen und greifen auch heute noch aus Kostengründen auf billigere Papiere zurück. Für diese Kunstwerke ist es deshalb besonders wichtig, sie durch eine konservierende Bildeinrahmung vorbeugend zu schützen. Wie kann man sich das vorstellen ?

Alle Papiere und Kartone, die mit dem Kunstwerk unmittelbar in Berührung kommen, müssen säurefrei (ligninfrei), alterungsbeständig und gepuffert sein. Die Kalziumcarbonat-Pufferung hat den Zweck eines zusätzlichen Sicherheitsfaktors – sozusagen ein Zusatzjoker – da auch die Luftverschmutzung langfristig eine Auswirkung auf den Säuregehalt im Papier hat. Guter Schutz für Kunstwerke kann nur durch die Verwendung von hochwertigem UV-Schutzglas, Karton in echter Museumsqualität und einer reversiblen Befestigungstechnik zur Bildmontage gewährleistet werden.

Die Komplexität der Papierrestaurierung ergibt sich aus einer unglaublichen Bandbreite an Papiersorten. Dazu kommt noch die Chemie der Farben, Binde- und Lösungsmittel und deren wechselseitige Reaktionen. Nicht umsonst müssen Restauratoren in Laufe ihres Studiums mehrere Semester Chemie absolvieren, um die Zusammenhänge zu verstehen.

Ein Pigment, dass beispielsweise nicht lichtecht oder nicht säurebeständig ist, kann unter Einwirkung von UV-Licht oder bei Verwendung falscher Lösungsmittel seine Farbe grundlegend verändern. Solche Reaktionen sind leider nicht mehr umkehrbar.

Eine Restaurierung ist grundsätzlich immer ein mechanischer oder chemischer Eingriff in die Substanz. Egal ob z.B. Fehlstellen im Papier behoben werden, oder Papier entsäuert, gebleicht etc. wird. Deshalb ist es wichtig, Bilder im Vorfeld so gut zu schützen, dass eine nötige Restaurierung möglichst lange hinausgeschoben werden kann. Eine konservierende Einrahmung ist zwar etwas teurer als eine mit billigen Materialien. Eine Restaurierung mit Aus- und neuerlicher Einrahmung kommt aber unterm Strich noch teurer. Somit lässt sich mit einer konservierenden Einrahmung auf lange Sicht sogar Geld sparen. Und Ihre Bilder werden es Ihnen danken.

Oftmals kommen Kunden mit Bildern zu mir, die über lange Jahre mit Holzschliffpapier in Berührung waren. Das kann entweder in einer Einrahmung oder einfach in einer Aufbewahrungsmappe sein. In diesem Fall ist es anzuraten, die Grafik vor der Einrahmung zu neutralisieren (entsäuern) und eventuelle Schäden zu behandeln. Passiert das nicht, kann die Alterung trotz konservierender Rahmung weiter voranschreiten, weil die Säuren bereits im Papier sind. Die Neutralisierung bewirkt, dass z.B. Pilze und Bakterien, die die saure Umgebung brauchen um gut zu arbeiten, keine optimalen Bedingungen vorfinden und so vorübergehend inaktiv werden. Zumindest so lange der PH-Wert im neutralen oder basischen Bereich liegt.

Ein weiteres Problem stellen unsachgemäße Befestigungen durch Klebestreifen wie z.B. Tixo, Tesa-Krep oder Ähnlichem dar. Papier verhält sich hier über Jahre wie ein Schwamm, das den Klebstoff absorbiert. Dabei können an der Vorderseite des Bildes gelbe oder braune Flecken entstehen, die der Größe des Klebestreifens entsprechen. Fachleute sprechen hier von „ausbluten“. Ist der Kleber vom Papier aufgesaugt, fällt das Trägermaterial des Klebstoffstreifens oft von selber ab. Kleberückstände können von Fachleuten am ehesten entfernt werden, wenn sie an der Oberfläche haften. Dabei wird der Kleber mit chemischen Lösungsmitteln angelöst und muss gleichzeitig vom Papier weggesaugt werden. Die Schwierigkeit und Gefahr ist, dabei den Kleber nicht weiter ins Papier zu bringen. Ist der Klebstoff bereits im Papier, kann das nur unter sehr viel Aufwand entfernt werden. Oftmals aber auch gar nicht mehr. In jedem Fall kann das eine teure Angelegenheit werden.

Deshalb montieren ausgebildete Facheinrahmer – von denen es leider nur wenige gibt – Bilder mit reversiblen Befestigungstechniken. Als Facheinrahmerin kann ich diese Befestigungen wieder ablösen. Für das Ablösen von unsachgemäßen Verbindungen arbeite ich ausschließlich mit ausgebildeten PapierrestauratorInnen zusammen. Bei der neuerlichen Rahmung, nach der Restaurierung, befestige ich die Bilder nach den modernen Regeln der konservierenden Einrahmung.

Zu guter Letzt noch ein kleiner Tipp: Kompetente Facheinrahmer bringen an der Rückseite der Einrahmung einen Rahmenpass an. Darin wird Auskunft gegeben über die Qualität der verwendeten Materialien und Befestigungen. Das erleichtert die fachliche Beurteilung.

Sollten Sie Fragen zur Einrahmung Ihrer Bilder haben, oder sich nicht sicher sein, wie die Qualität der Rahmung ist, können Sie mich gerne kontaktieren und einen Beratungstermin vereinbaren.

 

Take care – damit Kunst nicht aus dem Rahmen fällt,

Ihre Spezialistin für anspruchvolle Rahmenkunst und Werterhaltung